Am 15. Juni 2025 ist es so weit: Deutschland begeht zum ersten Mal einen Nationalen Veteranentag. Was in Ländern wie den USA, Frankreich oder Großbritannien längst selbstverständlich ist, war hierzulande lange Zeit kein Thema. Soldatinnen und Soldaten, die in Auslandseinsätzen ihr Leben riskiert haben, blieben oft unsichtbar – mit ihren Geschichten, ihren Traumata, ihren Bedürfnissen. Doch das soll sich nun ändern.
Die hr-Podcastfolge „Der Tag. Ein Thema, viele Perspektiven“ mit dem Titel „Ausgedient – Deutschland ehrt seine Veteranen“ beleuchtet diesen Wandel und fragt: Wie gehen wir in Deutschland mit den Menschen um, die in Uniform im Auslandseinsatz waren? Verdienen sie mehr als ein schlichtes „Danke“?
Einigkeit herrscht darüber, dass Veteran*innen lange vernachlässigt wurden. Viele kämpfen nach der Rückkehr mit psychischen oder körperlichen Verletzungen – und oft auch mit bürokratischen Hürden. Die Gesellschaft schaut weg. Bis jetzt.
Ein geplanter, jährlicher Veteranentag soll nun ein Zeichen setzen. Doch ist das genug? Oder gar zu viel?
Befürworter wie Patrick Sensburg vom Verband der Reservisten sprechen von überfälliger Anerkennung. Ein Veteranentag könne ein wichtiges gesellschaftliches Signal sein – vergleichbar mit Gedenktagen für andere Dienste an der Gesellschaft.
Kritiker wie Oberstleutnant a.D. Jürgen Rose vom Darmstädter Signal warnen: Die Gefahr bestehe, das Militärische zu verklären. Ein solcher Tag dürfe nicht zum patriotischen Event verkommen.
Annika Schröder, ehemalige Sanitäterin der Bundeswehr, barg im Kugelhagel des 02. April 2010 Tote und Verletzte Kameraden während des heute als Karfreitagsgefechts bekannten Beschusses deutscher Truppen in Afghanistan. Als sie nach Deutschland zurückkehrte war sie körperlich zwar unversehrt, doch für ihre Seele galt das nicht. Verdacht auf Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Damit begann lange nach dem Karfreitagsgefecht ein Kampf gegen die Berhörden und die Bundeswehrbürokratie.
Frank Eggen, Vorsitzender des „Angriff auf die Seele e. V.“, spricht darüber, wie viele Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten von derartigen Belastungen betroffen sind. Zumeist ist es nicht nur die betroffene Person allein, deren Leben durch die Belastungen betroffen ist. Auch die angehörigen Partner und sogar die Kindern können darunter leiden. Dies wird auch in einer Kurzfilmreihe thematisiert, die der Verein zusammen mit der Agentur C3 Creative Code and Content GmbH umgesetz und in diesem Monat um einen weiteren Teil ergänzt hat.
Oberleutnant Niklas Karius, Teilnehmer der Invictus Games, zeigt eine andere Seite: Sport als Brücke zurück ins Leben. Auch das gehört zum Bild deutscher Veteran*innen – nicht nur Trauma, sondern auch Resilienz.
Der Veteranentag ist ein Schritt in die richtige Richtung. Er macht sichtbar, was lange im Schatten stand. Doch echte Anerkennung braucht mehr: schnellere Hilfe, bessere Versorgung und vor allem ein gesellschaftliches Umdenken. Veteraninnen sind nicht nur Soldatinnen – sie sind Menschen mit Geschichten, Brüchen, Hoffnungen.
Der Podcast endet mit einer klaren Botschaft: Wer „Danke“ sagt, muss auch zuhören. Und handeln.
c/o Psychotraumazentrum der Bundeswehr
Scharnhorststr. 13
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