Den Seelen von Soldatinnen und Soldaten machen vor allem traumatische Erlebnisse und Erfahrungen in Auslandseinsätzen zu schaffen. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist die in der Öffentlichkeit wohl bekannteste psychische Erkrankung, die infolge eines Auslandseinsatzes auftreten kann. Inzwischen werden weitere psychische Erkrankungen in Zusammenhang mit Auslandseinsätzen diagnostiziert. Diese Erkrankungen werden innerhalb der Bundeswehr gleichwertig wie die Posttraumatische Belastungsstörung als psychische Einsatzfolgestörung anerkannt. Bei manchen Soldatinnen und Soldaten entwickeln sich gleich mehrere solcher Einsatzfolgestörungen. Alle sind schwerwiegende Erkrankungen und gehören professionell behandelt.
Im Folgenden erklären wir kurz die häufigsten psychischen Erkrankungen, die nach einem Auslandseinsatz auftreten können.
Zur Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung tragen vor allem belastende Ereignisse bei. Es wird zwischen substanzgebundenen und substanzungebundenen Abhängigkeitserkrankungen unterschieden.
Substanzgebundene Abhängigkeitserkrankungen: Dabei werden Substanzen in einem Maße konsumiert, dass der Körper, die Psyche und das soziale Umfeld Schaden nehmen.
Zu solchen Substanzen zählen
Am Beginn einer solchen Abhängigkeitserkrankung steht meist eine Art Selbstbehandlungsversuch. Betroffene versuchen zunächst durch Einnahme der Substanzen zu entspannen, Ängste zu reduzieren oder Geschehenes zu vergessen – wenn auch nur vorübergehend.
Im weiteren Verlauf kann es zu einem Kontrollverlust kommen. Die Substanz muss immer häufiger und in größeren Mengen eingenommen werden, um weiterhin einen positiven Effekt zu erzielen. Aus einem einmaligen Substanzmissbrauch kann sich schnell eine Abhängigkeit entwickeln. Dies kann so weit gehen, dass andere Interessen für den Konsum der Substanz zurückgestellt werden und sich nahezu das komplette Denken um die Einnahme der Substanz dreht. Wird versucht, die Substanz nicht mehr einzunehmen, zeigen sich Entzugssymptome.
Der regelmäßige Konsum von legalen wie illegalen Substanzen schadet nicht nur dem Körper und der Psyche, sondern auch dem sozialen Umfeld. Betroffene verwenden viel Zeit darauf, die entsprechende Substanz zu beschaffen und einzunehmen. Oft müssen sie sich von den Nachwirkungen erholen, sodass das Sozialleben stark einschränkt wird. Trotz der schädlichen körperlichen Folgen sind Betroffene nicht in der Lage, die Substanz abzusetzen.
Substanzungebundene Abhängigkeitserkrankungen beschreiben die Abhängigkeit von bestimmten Verhaltensweisen, die nicht mehr kontrolliert werden können. Dazu zählen zum Beispiel Glücksspielverhalten, PC- oder Internetgebrauch, Kauf-, Arbeits-, Sport- oder Sexualverhalten.
Mit Angstsymptomen reagiert der Mensch auf gefährliche oder bedrohlich wirkende Situationen. Eine Angststörung liegt dann vor, wenn eine eher ungefährliche Situation ein unangemessen starkes Angstgefühl hervorruft und dies dauerhaft zu wesentlichen Einschränkungen im alltäglichen Leben führt. Betroffene vermeiden es immer häufiger, sich in eine für sie angstbesetzte Situation zu begeben.
Bei Angststörungen werden fünf Hauptformen unterschieden:
Angst vor dem Aufenthalt auf großen Plätzen und in Menschenansammlungen. Betroffene fürchten, dort peinliche Situationen erleben zu müssen, aus denen sie nicht fliehen können oder in denen es ihnen nicht möglich ist, rechtzeitig Hilfe herbeizuholen.
Typische Situationen:
Einkaufen im Supermarkt; Besuch öffentlicher Orte wie Restaurant oder Kino; Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Angst vor sozialen Situationen. Betroffene fürchten sich davor, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und von anderen Menschen beobachtet und (vermeintlich negativ) bewertet zu werden. Die Angst kann so ausgeprägt sein, dass soziale Kontakte völlig vermieden werden.
Typische Situationen:
Gespräche mit Vorgesetzten oder Behörden; einen Vortrag halten; jemanden ansprechen.
Angst vor einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt.
Typische Beispiele:
Angst vor geschlossenen Räumen, vor Höhe, vor Spritzen, vor Blut, vor Tieren (zum Beispiel Spinnen, Insekten, Mäuse).
Wiederkehrende, ausgeprägte Angstanfälle, die mehrfach innerhalb eines Monats auftreten. Eine Panikstörung tritt plötzlich auf, ist nicht auf bestimmte Situationen beschränkt und daher nicht vorhersehbar.
Typische Symptome:
Herzrasen, Brustschmerzen, Luftnot, Schwindel.
Angst vor allem Möglichen. Betroffene haben andauernd große Sorgen und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Situationen und real mögliche Gefahren. Sie sorgen sich zum Beispiel um die Gesundheit, die Partnerschaft, den Beruf oder die Finanzen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit der befürchteten Ereignisse und mögliche Konsequenzen daraus werden negativ überbewertet.
Einige typische Ängste: Einem Verwandten kann ein Unglück passieren; das verfügbare Geld reicht nicht; die Kinder können krank werden.
Ein belastendes Lebensereignis kann Probleme beim Anpassungsprozess an die neue Lebenssituation auslösen. Bei der betroffenen Person zeigen sich dann möglicherweise negative Veränderungen des Gemütszustands und im Sozialverhalten. Depressionen, Schlafstörungen, eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit oder erhöhte Reizbarkeit sind weitere Beschwerdebilder, die nicht selten auch Probleme im dienstlichen und oder privaten Bereich nach sich ziehen.
Patientinnen und Patienten mit einer Depression leiden unter einer gedrückten, negativen Stimmung, Freudlosigkeit und einem verminderten Antrieb, ohne dass es dafür einen direkten Auslöser gibt. Betroffene erzählen von ihrer Unfähigkeit, Freude zu erleben. Sie berichten von kreisenden, grüblerischen Gedanken und einer inneren Leere bis hin zu einer totalen Gefühllosigkeit. Es ist eine Qual für sie, Entscheidungen zu treffen und alltägliche Situationen zu meistern. Oft können sie selbst kleinste Aufgaben nicht mehr bewältigen.
Eine Depression führt zu psychischen und körperlichen Symptomen. Die wichtigsten Symptome einer Depression sind:
Es wird zwischen verschiedenen Formen depressiver Erkrankungen unterschieden:
Solche Phasen können einmalig oder auch wiederholt auftreten. Meist sind sie Folge von schweren Belastungen und zeigen mehrere der oben genannten Symptome. Unbehandelt können diese Phasen vier bis sechs Monate andauern.
Es handelt sich dabei um eine länger andauernde Form der Major Depression, allerdings ist die Symptomausprägung schwächer. Häufig erleben Betroffene zusätzliche depressive Episoden.
Betroffene erleben sowohl depressive als auch manische Phasen.
Manische Phasen sind gekennzeichnet durch
Neben Auslandseinsätzen können folgende Faktoren die Entstehung einer Depression begünstigen:
Depressionen gehören zu den häufigsten und folgenreichsten psychischen Erkrankungen. Menschen mit einer Depression durchlaufen eine tiefgreifende Veränderung ihrer Gefühle, ihres Denkens und ihres Verhaltens bis hin zu Veränderungen von körperlichen Funktionen. Für Menschen, die an einer Depression leiden, besteht ein deutlich erhöhtes Suizidrisiko.
Bei einer dissoziativen Störung im Rahmen einer Traumatisierung spaltet sich ein Teil der bewussten Wahrnehmung, Erinnerung oder Empfindung ab. So kann eine davon betroffene Person beispielsweise das Erlebte nicht mehr erinnern, Lähmungen von Extremitäten bis hin zur gänzlichen Bewegungsunfähigkeit haben oder Gefühlskälte entwickeln. In der Regel sind diese Symptome nach einigen Monaten von selbst rückläufig.
Bei Menschen, die an einer Essstörung leiden, kommt es zu einer krankhaften Beschäftigung mit den Themen Essen und Gewicht. Nahrungsverweigerung, Fressattacken oder absichtlich herbeigeführtes Erbrechen sind charakteristisch. Essstörungen können schnell zu ernsthaften gesundheitlichen Folgen führen.
Soldatinnen und Soldaten können bei Auslandseinsätzen in Situationen geraten, die ein Verhalten notwendig machen, das mit den eigenen Wertvorstellungen nicht vereinbar ist. Insbesondere bei Truppen, die sich außerhalb des Lagers bewegen, ist die Gefahr groß, schwerwiegende moralische Verletzungen zu erleiden.
Mögliche Situationen, die moralische Verletzungen bei Soldatinnen und Soldaten auslösen können, sind:
Betroffene berichten häufig davon, dass solche Erlebnisse maßgebliche Veränderungen der persönlichen Wertorientierungen nach sich ziehen. Dazu gehört beispielsweise eine höhere Wertschätzung von Familie, Freunden oder auch positiven Charaktereigenschaften, während materielle Güter weniger wichtig werden. Derartige Wandlungen nehmen die Betroffenen selbst oft mit Stolz und Zufriedenheit wahr. Allerdings kann es zu psychischen Belastungen kommen, wenn sie mit ihren veränderten Wertvorstellungen im sozialen Umfeld auf Unverständnis oder Ablehnung stoßen.
Schlafstörungen treten im Rahmen einer PTBS und anderen psychischen (Traumafolge-)Erkrankungen besonders häufig auf. Schlaf ist für den Menschen aber sehr wichtig, damit sich Körper und Geist erholen können. Traumatisierte versuchen oft, Schlaf so lange wie möglich zu vermeiden. Schlaf ist für sie mit unangenehmen Gefühlen verbunden.
Diese Ängste halten Traumatisierte vom Schlafen ab
Schlafstörungen können viele Ursachen haben. Die wichtigsten sind:
Depression: Menschen mit einer Depression wachen oft zeitiger als geplant auf oder es ist schwierig für sie, aus dem Bett aufzustehen.
Medikamente: Bestimmte Medikamente können den Schlaf stören.
Dazu zählen
Wer solche Medikamente einnimmt und Schlafprobleme hat, sollte den Arzt um Rat fragen.
Schlaftabletten: Sie verändern den natürlichen Schlafrhythmus. Bei regelmäßigem Konsum muss bei den meisten Präparaten die Dosis ständig erhöht werden, um Schlaf zu finden. Die längere Einnahme von Schlaftabletten kann eine psychische Abhängigkeit zur Folge haben. Die Wirkdauer von Schlaftabletten reicht oft bis in den darauffolgenden Tag nach der Einnahme hinein, sodass man den ganzen Tag über schläfrig oder lethargisch ist.
Schlafapnoe: Dabei kommt es zu Atemaussetzern im Schlaf, die durch eine Verengung der Atemwege (Nase oder Rachen) während des Schlafs verursacht werden. In die Lunge gelangt dann nicht genügend sauerstoffreiche Luft, der Körper reagiert mit häufigem Aufwachen. Die Betroffenen nehmen die Krankheit meist gar nicht wahr. Symptome wie lautes Schnarchen, Schnauben oder nach Luft schnappen werden meist von der Partnerin oder dem Partner bemerkt.
Diese Symptome könnten auf eine Schlafapnoe hinweisen:
Sorgen: Probleme wälzen, zukünftige Ereignisse planen oder auch die Angst davor, nicht einschlafen zu können, hält wach.
Hilfreiche Tipps für einen erholsamen Schlaf finden Sie in unserem Ratgeber.
Somatoforme Störungen beschreiben körperliche Beschwerden, die über einen längeren Zeitraum anhalten, dafür aber keine organmedizinischen Ursachen gefunden werden können. Häufig führt die Ungewissheit über den eigenen Gesundheitszustand bei den Betroffenen zu ausgeprägten Krankheitsängsten.
Zu den häufigsten Beschwerden zählen:
Um ihre Leiden zu lindern, entwickeln die meisten Betroffenen ein Schonungs- und Vermeidungsverhalten bezüglich ihrer Beschwerden. Sie nehmen Medikamente ohne ärztliche Verordnung ein, beanspruchen medizinische Dienste häufiger als üblich oder wechseln oft den Arzt, was auch als doctor shopping bezeichnet wird.
c/o Psychotraumazentrum der Bundeswehr
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